3. Juli 2019: Bernard Schutz wird mit Eddington-Medaille geehrt

Direktor Emeritus des AEI in Potsdam wird von der britischen Royal Astronomical Society ausgezeichnet.

1. Juli 2019

Professor Dr. Dr. h.c. Bernard F. Schutz, Direktor Emeritus und Gründungsdirektor des Max-Planck-Instituts für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut; AEI) in Potsdam, erhält am 3. Juli 2019 die Eddington-Medaille 2019. Die Royal Astronomical Society würdigt damit Schutz‘ Arbeit von 1986, in der er zeigte, wie man Entfernungen zu Quellen von Gravitationswellen bestimmt und mit diesen die Ausdehnung des Universums auf eine neue und unabhängige Weise messen kann. Die Preisverleihung findet während des National Astronomy Meeting der Royal Astronomical Society in statt.

„Die Eddington-Medaille ist eine große Anerkennung meiner Arbeit. Darüber freue ich mich sehr. 1986 habe ich entdeckt, dass man mit Hilfe von Gravitationswellen bestimmen kann, wie schnell sich das Universum ausdehnt. Es hat 31 Jahre gedauert, bis dies in der Anwendung bestätigt wurde. Als im August 2017 Gravitationswellen von zwei verschmelzenden Neutronensternen gemessen wurden, war das ein ganz großer Augenblick für mich. Zum ersten Mal konnte auf der Grundlage meiner theoretischen Arbeit die Hubble-Konstante und damit die Ausdehnung unseres Universums direkt bestimmt werden“, sagt Bernard Schutz.

Die Eddington-Medaille

Die Eddington-Medaille wird von der Royal Astronomical Society für besonders herausragende Untersuchungen der theoretischen Astrophysik verliehen. Sie wurde erstmals 1953 an den Kosmologen Georges Lemaître verliehen, der theoretisch begründet die Ausdehnung des Universums vorschlug.

Bernard Schutz ist der 43. Empfänger der Eddington-Medaille. Die Auszeichnung würdigt seine Arbeit aus dem Jahr 1986 darüber, wie sich die Expansion des Universums auf neuartige und unabhängige Weise mit Gravitationswellen- und elektromagnetischen Beobachtungen bestimmen lässt. Er zeigte, dass Gravitationswellen von Kollisionen (Verschmelzungen) zweier Neutronensterne oder Schwarzer Löcher „Standardsirenen“ sind, die Informationen über ihre Entfernung zur Erde enthalten. Anhand einer optischen Beobachtung der durch die Verschmelzung von Neutronensternen verursachten Explosion lässt sich die kosmologische Rotverschiebung bestimmen. Aus der Kombination der beiden Beobachtungen ergibt sich die Hubble-Konstante, ein Maß für die Expansion des Universums.

Eine Vorhersage wird nach 31 Jahren bestätigt

GW170817, das erste Gravitationswellen-Signal einer Verschmelzung von zwei Neutronensternen, das die LIGO- und Virgo-Detektoren am 17. August 2017 nachwiesen, bestätigte Schutz‘ Vorhersage einer gravitationswellenbasierten Bestimmung der Hubble-Konstante nach 31 Jahren. Es wird erwartet, dass in den nächsten Jahren viele weitere solche Verschmelzungen von Neutronensternen anhand von Gravitationswellen beobachtet werden, die eine immer genauere unabhängige Messung der Hubble-Konstanten ermöglichen können.

„Die bisherigen Beobachtungen sind nur der Anfang. Wenn sich die Detektoren verbessern und wir mit der LISA-Mission ins All gehen, werden wir mit diesem wissenschaftlichen Werkzeug viele Fragen zur Vergangenheit des Universums beantworten“, erklärt Schutz.

Bernard Schutz

Nach dem Physikstudium an der Clarkson University, New York, USA, promovierte Schutz 1972 am California Institute of Technology. Nach 21 Jahren an der Cardiff University, Wales, Großbritannien, als Dozent und Professor für Physik und Astronomie wurde er 1994 einer der Gründungsdirektoren des Max-Planck-Instituts für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut; AEI) in Potsdam. Als Direktor der Abteilung Astrophysikalische Relativitätstheorie war er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2014 maßgeblich am Aufbau des Instituts beteiligt. Derzeit ist er Direktor emeritus am AEI und stellvertretender Direktor des Data Innovation Institute in Cardiff.

Bernard Schutz hat wichtige Prinzipien für die Beobachtung des Universums mit Gravitationswellen entwickelt und spielt eine führende Rolle bei der Entwicklung von erd- und weltraumgestützten Gravitationswellen-Observatorien. Er leistete Pionierarbeit beim Einsatz von Großrechnern zur Lösung von Einsteins Feldgleichungen und zur Untersuchung von schwarzen Löchern. Er gründete die weltweit führende Open-Access-Zeitschriften-Familie „Living Reviews“ und ist bekannt für seine Beiträge zur Physik-Ausbildung und -Öffentlichkeitsarbeit.

Schutz wurde von der Italienischen Gesellschaft für Allgemeine Relativität und Gravitation (SIGRAV) für seine wichtigen Beiträge zur Gravitationsphysik mit der Amaldi-Medaille 2006 ausgezeichnet.

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