1998

Vakuumsystem und EXPO 2000

Frühjahr 1998: Fortschrittsbericht

Januar
Mitte Januar begann die Heizung des östlichen Rohrs, aber die Stromkontrolle überlebte nur die erste halbe Stunde. Die Thyristoren waren zu niedrig veranschlagt. Der Lecktest für den zweiten Arm wurde vorbereitet.

Februar
Die kaputten Thyristoren wurden durch geeignete ersetzt, und die Stromkontrolle lief wieder. Das Ostrohr wurde bei 200 °C für anderthalb Tage unter Luft erhitzt. Die Erhitzung unter Vakuum dauerte drei Tage. Die Ablesung des Massenquadrupols im Zentraltank wies zu hohe Wasserstoffwerte auf. Da der Quadrupol nicht gleichzeitig mit dem Rest des Rohrs erwärmt wurde, sammelte sich eine Menge Dreck in demselben an. Eine weitere Erhitzung unter Luft und nachfolgend unter Vakuum (in Kombination mit dem Austausch der Messgeräte gegen saubere) löste dieses Problem. Nach Beendigung der Heizung des Rohres wurden zwei Lecks festgestellt, am 600 mm COF-Flansch zwischen dem Rohr und den 600 mm Sperrschiebern. Dieses Problem wurde durch Anziehen der Schrauben gelöst.

März
Der Druck im Ostrohr beträgt heute (27. März 1998) 2x10-8 mbar, und die Ablesung des Quadrupols weist klar auf Luft hin. Wir hoffen, dass es einer der Flansche im Graben ist und nicht das Rohr selbst. Da der Druck deutlich höher ist als der Stickstoff-Partialdruck vor dem Erhitzen, haben wir es mit einem neuen Leck zu tun.

Das Nordrohr wurde ausgepumpt und hat einen Druck im Bereich von 10-5 mbar. Ein Lecktest wird vorbereitet. Die Schwingungsdämpfer für die Modenfilter sind auf gutem Wege.

Sommer 1998: Lagebericht

Mai
Die Experimente zum dualen Recycling am Garchinger Prototyp verliefen ausgezeichnet. Das duale Recycling lief extrem stabil. Der kniffligste Teil des Experiments bestand in der manuellen Einstellung der Signalverstärkung (selbst unter Verwendung der automatischen Justierung). Die Signalverstärkung wurde durch Optimierung der Demodulationsphasen und der Modulationsfrequenz verbessert. Die Signalverstärkung führte zu einem wesentlich stärkeren Kontrast des Interferometers. Die Übereinstimmung zwischen unserem Modell und den gemessenen Signalstärken und der Modulationsfrequenz ist sehr gut. Diese Experimente zeigen, dass duales Recycling die Leistung von GEO600 verbessern kann.

Juli
Beide Rohre wurden an Edelstahldrähten aufgehängt. Der Druck im Ostrohr ist bereits in einer hinreichend niedrigen Region. An den Enden des Rohrs befindet er sich im mittleren 10-9 mbar-Bereich, mit klaren Anzeichen von Restluft.

Das Modenfilter-Vakuumsystem kann nun ausgeheizt werden (vier Tage lang bei 70 bis 80 °C).

Kein Märchen: Eine Maus baute ein Nest im Glasfaserkabelkasten und die Nestbewohner fraßen das ganze Bündel durch. Wir versuchten das zu reparieren, indem wir die offenen Enden mit Steckern versahen. (Wir sind auf der Suche nach einem Kammerjäger…)

September
Das Nordrohr wurde in Steinwolle eingepackt. Selbst dann können mögliche Lecks „einfach“ durch einen Helium-Lecksucher nachgewiesen werden.

November 1998

Mike Plissi und Calum Torrie kamen nach Hannover, um die Modenfilter-Doppelpendel abschließend zu beurteilen. Zum ersten Mal wurden drei vollständige Aufbauten zusammengestellt, einschließlich Motoren und Biegeschwinger. Die Hohlgestänge wurden von Skodok gefertigt; sie wurden dadurch gedämpft, indem sie zum Teil mit Graphit-versetzem RTV gefüllt wurden. Ein Dummy-Spiegel diente zum Test der Aufhängung. Das Resultat dieser Trockenübungen war, dass das mechanische Design bis auf wenige Änderungen, die unsere Werkstatt ausführen konnte, OK ist.

Schwingungsdämpfer und Oberteil

Nach der Ausstattung mit all den Zwischenmassen und Spiegeln wurden die Oberteile in den Tank eingefügt und auf den Schwingungsdämpfern platziert. Diese Bildfolge zeigt die Vorrichtung zum behutsamen Absenken der Oberteile. Der Testlauf bewies die Durchführbarkeit dieses Konzepts.

Aufbau der Doppelpendel-Aufhängung

Schwingungsdämpfer, Oberteil und Pendel

Diese Bilder zeigen verschiedene Phasen eines Testlaufs, um die Modenfilter-Aufhängung zu installieren. Nachdem es mit einer Mittelmasse, Spulen und einem Spiegel-Dummy versehen wurde, wird das Oberteil auf die Schwingungsdämpfer herabgelassen.

Dezember 1998

In der ersten Dezember-Woche wurde die Elektronik der lokalen Kontrolle eines Modenfilter-Doppelpendels getestet. Nach kleineren Problemen funktionierte sie ausgezeichnet: Nach dem Einschalten der lokalen Kontrolle wurde keine Verschiebung oder Rotation des Spiegel-Dummies beobachtet. Vor Ort wurde die Reinigung des Zentralgebäudes und die Herstellung eines Reinraumzeltes in Angriff genommen.

7. Dezember

GEO600 ist als eines der Projekte der Weltausstellung EXPO 2000 in Hannover registriert („Projekte auf der ganzen Welt in Deutschland“).

Einbau der Modenfilter-Doppelpendel

Nach der EXPO-Registrierung  wurde der Einbau von vier Modenfilter-Doppelpendeln auf dem GEO-Gelände begonnen. Reinigung (Schwingungsdämpfer, Oberteile, Doppelpendel-Komponenten) und Verkabelung (Module der lokalen Kontrolle) sind augenblicklich die Hauptaktivitäten. Nach der Reinigung des Zentralgebäudes werden Reinraumanzüge benötigt, wenn man den zentralen Bereich betreten will. 

Mike, Calum, Jim, Geppo, Paul und Dave aus Glasgow und Andreas aus Garching waren dieser Tage eine wertvolle und geschätzte Hilfe.

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