Die Einstein Telescope Scientific Collaboration wurde gegründet

Wichtiger Schritt der europäischen Zusammenarbeit auf dem Weg zum Einstein-Teleskop

24. Juni 2022

Die Gemeinschaft europäischer Forscher:innen, die seit den frühen 2000er Jahren an der Entwicklung des Einstein-Teleskops (ET) arbeiten, hat sich neu organisiert. Im Rahmen des 12. Einstein Telescope Symposium am 7. und 8. Juni 2022 in Budapest wurde die „Einstein Telescope Scientific Collaboration“ gegründet. Ziel der wissenschaftlichen Kollaboration ist, das Einstein-Teleskop, den europäischen Gravitationswellen-Detektor der dritten Generation, zu realisieren und damit Europas weltweit führende Rolle auf diesem Forschungsgebiet zu festigen und auszubauen.

„Wir waren eine wissenschaftliche Gemeinschaft, heute sind wir eine wissenschaftliche Kollaboration, d.h. ein strukturiertes und organisiertes System, das nach gemeinsamen Regeln arbeitet, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen: die Realisierung des Einstein-Teleskops. ET ist eine große europäische Forschungsinfrastruktur, die es uns ermöglichen wird, unsere weltweite wissenschaftliche und technologische Führungsrolle in diesem vielversprechenden Bereich der physikalischen Grundlagenforschung zu behalten. Dies ist daher ein Moment großer Zufriedenheit und Motivation für uns alle“, sagt Michele Punturo vom Istituto Nazionale di Fisica Nucleare, der die ET-Gemeinschaft bisher geleitet hat und nun Interimssprecher der Kollaboration ist.

„Mit der Gründung der Einstein Telescope Scientific Collaboration sind wir auf unserem weiten Weg zu einem europäischen Gravitationswellen-Observatorium der dritten Generation einen großen Schritt weiter gekommen. Sie stellt die exzellente wissenschaftliche Zusammenarbeit in Europa auf ein solides organisatorisches Fundament“, sagt Harald Lück, der stellvertretende Interimssprecher der Kollaboration, vom Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut) Hannover und von der Leibniz Universität Hannover.

„Auch die deutsche Forschungslandschaft hat sich gut aufgestellt. Schon jetzt beteiligen sich rund 20 Institutionen aus unterschiedlichen Fachbereichen. Sie werden die Entwicklung von ET mit ihrer Expertise entscheidend voranbringen“, sagt Karsten Danzmann, Direktor am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert-Einstein-Institut) Hannover und Direktor des Instituts für Gravitationsphysik an der Leibniz Universität Hannover.

Der europäische Detektor der dritten Generation

Das Einstein-Teleskop soll eine rund 10-fach höhere Empfindlichkeit für Gravitationswellen haben als Advanced LIGO und Advanced Virgo bei ihren Designempfindlichkeiten. Es wird die Gravitationswellensignale sehr viel detaillierter wahrnehmen und bislang unsichtbare schwächere Wellen erstmals aufspüren können. Während heute alle paar Tage ein Gravitationswellensignal empfangen wird, wird ET praktisch ununterbrochen Gravitationswellen nachweisen. Die aufgezeichneten Daten werden Neues über die extrem dichte Materie in Neutronensternen und über die Verteilung der beobachteten Ereignisse auf kosmischen Zeitskalen verraten, sowie neue kosmologische Untersuchungen ermöglichen.

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