Start für ATLAS
Deutschlands viertschnellster Computer für wissenschaftliche Zwecke wird eingeweiht
Künftig laufen alle relevanten Daten der Gravitationswellendetektoren LIGO (USA), GEO600 (dt.-brit.) und Virgo (ital.-frz.) in Hannover zusammen – mit ATLAS will man die erste direkte Messung von Gravitationswellen bestätigen
PRESSEEINLADUNG
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir laden Sie herzlich zur Inbetriebnahme des Computerclusters ATLAS ein:
am 22. Mai 2008 um 15:00 Uhr
im Zentrum für Gravitationsphysik/Albert-Einstein-Institut Hannover
Callinstr. 38, 30167 Hannover.
ATLAS ist der (um den Faktor 4) weltweit größte und schnellste Cluster, der hauptsächlich Daten der Gravitationswellenobservatorien analysieren wird. Ab kommenden Donnerstag laufen in Hannover alle Daten der derzeit in den USA (LIGO) und Europa (GEO600 und Virgo) messenden Observatorien zusammen. In der aktuellen TOP500 Liste wäre ATLAS der viertschnellste Computer in Deutschland und würde an 38. Stelle der Supercomputer-Weltrangliste stehen (www.top500.org).
„Der ATLAS-Cluster ist die weltweit größte Ressource zur Analyse von Gravitationswellen. Er vereinigt etwa 1400 einzelne Rechner, so genannte Nodes, mit 5684 CPU-Cores und besitzt mit über 1 Petabyte etwa ein Viertel der Speicherkapazität von CERN, dem weltweit größten wissenschaftlichen Rechenspeicher“, so Prof. Bruce Allen, Direktor am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik, unter dessen Federführung ATLAS entstanden ist.
Die Komponenten des Clusters, eine Vielzahl in einem Netzwerk zusammengeschlossener Einzelcomputer, wurden von der Pyramid Computer GmbH aus Freiburg im Breisgau hergestellt und geliefert. Neben den Computing Nodes und Storage Systemen lieferte Pyramid auch die Netzwerktechnologie, die von dem kalifornischen Start-Up-Unternehmen Woven Systems stammt. In enger Zusammenarbeit von Wissenschaftlern und Technologie-Experten wurde ein ausgesprochen innovativer Computercluster mit besonders günstigen Preis-Leistungsverhältnis entwickelt: Die Rechenrate von über 30 TeraFlops (Flop: Rechenoperationen pro Sekunde) wurde zum unschlagbaren Preis von 1,7 Millionen Euro erreicht. Neben den Intel Xeon X3220 basierten Pyramid Rechnersystemen wurde die bahnbrechende Geschwindigkeit vor allem durch die neuartige Switch-Technologie von Woven Systems ermöglicht, durch welche die gigantischen Datenströme der Graviationswellenobservatorien nicht-blockierend verteilt werden können.
Das Programm:
15:00
Begrüßung: Prof. Bruce Allen/AEI Direktor des AEI
Grußwort: Dr. Josef Lange, Staatssekretär im niedersächsischen
Ministerium für Wissenschaft und Kultur
Dr. Carsten Aulbert, Dr. Henning Fehrmann/AEI: ATLAS Technologie Highlights
Grußworte: Frieder Hansen, Pyramid Computer GmbH
Todd Acree, Woven Systems
Andreas Stiller, c’t: Einsteins Traum
15:30
Inbetriebnahme
anschließend Empfang
Der Nachweis von Gravitationswellen
Der direkte Nachweis der von Albert Einstein vorausgesagten Gravitationswellen - winzigen Verzerrungen der Raumzeit - gehört nach wie vor zu den wichtigsten offenen Fragen der modernen Wissenschaft. Ihre direkte Beobachtung wird die Ära der Gravitationswellenastronomie einläuten und vollkommen neue Einblicke in unser Universum ermöglichen. Mit Hilfe von Gravitationswellen wird man beispielsweise zurück bis in die erste Billionstel Sekunde des Universums sehen und viele Rätsel über die Entstehung des Universums lösen können. Bisherigen Beobachtungsmethoden blieben diese Einsichten verwehrt.
Die Beobachtung von Gravitationswellen hat, neben der Untermauerung der Allgemeinen Relativitätstheorie, weit reichende Auswirkungen: Erstmals wird es möglich sein, einen Blick in die „Kinderstube“ des Universums zu werfen. Die bisherigen Beobachtungen des Himmels beschränkten sich nämlich auf das elektromagnetische Spektrum (z.B. Radio- und Röntgenteleskope sowie Beobachtungen sichtbaren Lichtes). Die Informationen, die uns damit über die Entstehung des Universums zugänglich sind, reichen nur bis maximal 380.000 Jahren nach dem Urknall zurück. Weiter zurück liegende Zeiten bleiben der Beobachtung bislang verborgen, da das Universum erst zu diesem Zeitpunkt an transparent für elektromagnetische Strahlungen wurde. Die verschiedenen Theorien zum früheren Universum sind somit bislang experimentell unbestätigt. Die direkte Messung von Gravitationswellen eröffnet hier vollkommen neue Möglichkeiten, da nun vermutlich bis zu der ersten Billionstel der ersten Sekunde die dem Urknall gefolgt ist, hineingehört werden kann. Mit der Gravitationswellenastronomie werden wir Zugang zu völlig neuen Wissenschaftsgebieten erhalten.
Das Zentrum für Gravitationsphysik
ist eine gemeinsame Forschungseinrichtung von Max-Planck-Gesellschaft und Leibniz Universität Hannover.